Shortlist Ars Docendi >> Staatspreis für exzellente Lehre 2019

Ich bin Raumplanerin mit Leib und Seele. Ich liebe meinen Job, die Verschränkung aus Forschung und Lehre, das Arbeiten in einem motivierten Team, das meine Leidenschaft teilt.

Von meiner Mentorin Sibylla Zech habe ich viel gelernt, bereits in meinem Studium. Ich bewundere ihren Zugang zur Lehre: die Zusammenarbeit mit Partner*innen aus der Praxis, die unkonventionellen Zugänge und vor allem die Motivation, die sie mitbringt – und die sich abfärbt auf die Studierenden.

Das sind auch meine Prinzipien. Ich beschäftige mich intensiv damit, was Lehre an einer Universität kann und soll. Ich sehe mich, als Lehrende, als Teil eines Teams. Ein Team aus Studierenden und Lehrenden. Keine Lehrveranstaltung ist gleich, denn immer sind unterschiedliche Personen am Werk. Aber mit einem gemeinsamen Ziel, das wir uns zu Beginn setzen und mit dem sich jede*r identifizieren kann.

Als Lehrende haben wir die Verantwortung, zu unterstützen, Zeit/Organisationsmanagement zu betreiben, zu motivieren, zu ermächtigen, das Feld aufzumachen und aus unserem Erfahrungsschatz zu berichten.

So haben wir das auch bei dieser Lehrveranstaltung gemacht. Wir haben uns Partner*innen aus anderen Disziplinen geholt. Christoph Schattleitner aus dem Journalismus. Jemand, der nicht nur genial schreiben kann, sondern auch jemand, der vermitteln kann. Vermitteln, was Recherche ist, was gute Fragen sind und dass Schreiben ein Handwerk ist und keine Geheimwissenschaft.

Geholt haben wir uns auch Philip Krassnitzer. Ein Raumplaner, dem Kommunikation am Herzen liegt. Jemand, der es liebt, Neues auszuprobieren und dabei eine Sicherheit ausstrahlt, die auch so wahnsinnig wichtig ist in der Lehre.

Das Feedback der Studierenden gibt mir heute noch Gänsehaut. Es ging viel um Wertschätzung, um Teamgeist, um Mut, um Motivation, um Transparenz, um Selbstorganisation, um Vertrauen, um Spaß. In dieser Lehrveranstaltung entstand ein gewisser Spirit, der heute noch nachwirkt und viel Neues bewirkt hat. Wir haben Öffentlichkeit generiert. Haben aufgezeigt, wie Wissenschaftskommunikation auch funktionieren kann. Haben gezeigt, was zeitgemäß heißt. Haben etwas bewirkt im Lesachtal, an der TU Wien, in der Planungscommunity. Haben „den ländlichen Raum“ aus einer anderen Seite beleuchtet.

Ich habe Ende 2017 mein Studium abgeschlossen. Seitdem bin ich am Institut für Raumplanung tätig und genieße seit Anbeginn großes Vertrauen. Ich habe Freiheiten und die Unterstützung auszuloten, was Lehre ist und Themen eigenständig voranzubringen. Ich lerne jeden Tag so viel.

Ars Docendi – die Kunst des Lehrens – ein sehr schönes Begriffspaar.

Lehre ist für mich nicht Power Point und kein Predigen von einer Kanzel. Lehre heißt für mich, ein Feuer zu entfachen!

Und ja das ist angelehnt an Heraklit, der sagt: „Lehren heißt, ein Feuer zu entfachen und nicht, einen leeren Eimer zu füllen.“

In Obergail wurde ein Feuer entfacht – bei den Studierenden, beim Lehrendenteam und bei mir. Dieses Feuer trage ich weiter. Das kann mir keiner mehr wegnehmen. Auch wenn meine Perspektiven an der TU Wien begrenzt sind; ich mehr arbeite, als ich angestellt bin; ich am Wochenende Mails beantworte; ich bei jedem Hallo sagen, Werbung mache für die Qualitäten einer Universität; ich mich auch am Abend bei einem Bier in Diskussionen hineinstürze und meine Lehrprinzipien und Studierende verteidige; ich mich in meiner Freizeit mit Organisationskultur, Pädagogik, Lehrmethoden beschäftige – ich liebe meinen Job.

http://www.gutelehre.at/ars-docendi/